GLP-1 Rezeptoragonisten wie Semaglutid und Tirzepatid stellen eine bedeutende Weiterentwicklung in der medikamentösen Behandlung von Übergewicht und Adipositas dar. Sie ermöglichen eine deutlich effektivere Gewichtsreduktion als herkömmliche Maßnahmen, wie Ernährungs-, oder Bewegungstherapie. Die durchschnittlichen Gewichtsverluste liegen bei 10-15%, beziehungsweise 15-21%. Derzeit sind diese Medikamente zur Gewichtsreduktion ab einem Body Mass Index von 30 kg/m² oder ab einem Body Mass Index von 27 kg/m², mit mindestens einer Begleiterkrankung zugelassen. Angesichts der weltweit steigenden Adipositasprävalenz nehmen auch die körperlichen, psychischen und sozialen Belastungen der Betroffenen zu. Dabei zeigt sich ein starker Einfluss gesellschaftlicher Schönheitsideale auf das Körperbild, welche insbesondere in sozialen Medien zu verzerrten Vorstellungen führen, negative Folgen wie Selbstzweifel, oder Essstörungen begünstigen und es besteht ein Verdacht, dass dies mitunter zunehmend den Willen zum sogenannten Off-Label use einer GLP-1 Therapie begünstigt. Die in dieser Arbeit quantitativ, mittels Fragebogen untersuchte Stichprobe von 259 Teilnehmenden, liefert erste Hinweise darauf, dass gesellschaftliche Schönheitsideale sowie gewichtsbezogene Stigmatisierung tatsächlich die Bereitschaft zur Anwendung von GLP-1-Agonisten zur Gewichtsreduktion beeinflussen könnten. So geben 72 % der Befragten an, dass Schönheitsideale aus Medien ihr Körperbild stark beeinflussen. Zudem zeigen 59 Personen (23 %) der Befragten eine grundsätzliche Bereitschaft, GLP-1-Medikamente auszuprobieren, wobei 63% dieser Gruppe einen BMI von < 27 kg/m aufwiesen und somit aktuell nicht solch einer Therapie zugelassen werden würden. Bei den Teilnehmenden mit gegebener GLP-1-Therapie Erfahrung wurde der eigene Wunsch nach Gewichtsreduktion mit 80% am häufigsten genannt. Ästhetische Motive spielten aber auch hier eine wichtige Rolle, denn jeweils 47 % gaben gesellschaftliche Schönheitsideale und ihr soziales Umfeld als weitere wichtige Einflussfaktoren für den Beginn der Therapie an, dicht gefolgt von ärztlicher Empfehlung (43%). Die Ergebnisse unserer Befragung legen nahe, dass ästhetische und psychosoziale Faktoren die Therapiebereitschaft bei GLP-1 Agonisten mitbestimmen.
GLP-1 Agonisten: zwischen medizinischer Notwendigkeit und gesellschaftlichem Druck
Pachinger, K. (Author). 2025
Student thesis: Bachelor's Thesis