Mit der Kraft der Gruppe: Die angewandte Gruppendynamik in der stationären Kinder- und Jugendhilfe

Research output: Types of ThesesDoctoral Thesis

Abstract

Die Arbeit geht der Frage nach, ob und wie die angewandte Gruppendynamik etwas zur Steigerung der Funktionalität von sozialpädagogischen Wohngemeinschaften beitragen kann. Dazu werden im theoretischen Teil die rechtlichen Voraussetzungen und die Hintergründe für eine Unterbringung von Kindern und Jugendlichen geklärt. Es folgt eine allgemeine Darstellung der Sozialpädagogik und deren Aufgaben sowie Zielsetzungen. Ebenso werden die Alltags- und Lebenswelttheorie als aktuelle Leitkonzeption in der Sozialen Arbeit und die sich daraus ableitenden Partizipations- und Empowermentprinzipien vorgestellt. Behandelt wird auch der Aspekt der Koproduktion, welcher auf die Bedeutung der aktiven Mitarbeit von Klienten und Klientinnen als Grundlage eines gelingenden Hilfeprozesses hinweist, und das strukturelle Technologiedefizit in der Sozialen Arbeit. Es erfolgt eine disziplinäre Abgrenzung zur Psychotherapie und auf Grundlage der Traumapädagogik und weiterer Theorien eine Beschreibung von Qualitäten, die für eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft als sozialpädagogischer Lern- und Entwicklungsraum erforderlich sind. Daran anschließend wird die grundsätzliche Bedeutung einer Gruppe für Kinder und Jugendliche erörtert und der aktuelle State of the Art der sozialen Gruppenarbeit ermittelt. In einem nächsten Schritt wird zuerst das Verhältnis der sozialen Gruppenarbeit zur Gruppendynamik beleuchtet und anschließend anhand gruppendynamischer Theorien die Situation einer Wohngemeinschaft erklärt. Weiters wird dargelegt, wie mittels der angewandten Gruppendynamik kollektive Selbstreflexionsprozesse der Betreuungspersonen und der Bewohnergruppe initiiert werden können, die maßgeblich dazu beitragen sollen, sozialpädagogische Wohngemeinschaften zu einem funktionalen sozialpädagogischen Lern- und Entwicklungsraum umzugestalten. Im empirischen Teil der Dissertation wird diese Vorgehensweise mithilfe der partizipativen Forschungsmethode der Interventionsforschung, deren primäres Ziel es ist, direkt im Praxisfeld Veränderungen zu bewirken, ein solcher Selbstreflexionsprozess angeregt und die Anwendbarkeit in diesem Handlungsfeld exemplarisch überprüft. Die Empirie konnte die theoretischen Annahmen mit überraschend positiven Veränderungen in der untersuchten Wohngruppe belegen, sodass eine solche Vorgehensweise für die Praxis sehr empfehlenswert erscheint.
Original languageGerman (Austria)
QualificationDr. phil.
Awarding Institution
Publication statusPublished - 10 Jan 2021

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