Description
DekanInnen nehmen in Hochschulen eine zentrale Rolle ein. Zum einen befinden sie sich als „middle-level managers“ (De Boer et al. 2010, vgl. auch Floyd & Dimmock 2011, Jones 2011, Bryman 2007, Currie & Procter 2005, Hellawell & Hancock 2001, Hancock & Hallawell 2003, Gallos 2002, Clegg & McAuley 2005, Fitzgerald 2009, Meek et al. 2010, Kallenberg 2015) in einer „Sandwich-Position“ zwi-schen Hochschulleitung und unterer Führungsebene (Institutsleitungen, etc.). Zum anderen sind sie in den überwiegenden Fällen WissenschafterInnen, die als „manager-academics“ (Deem & Brehony 2005) in ihrer Zeit im Dekanat Management- und Führungsaufgaben auf Fakultätsebene übernehmen. Im Rahmen dieses Beitrags wird eine qualitative Fallstudie an einer österreichischen Fachhochschule als Beispiel einer „entrepreneurial university“ (Clark 1998) vorgestellt, die sich der Position des Dekans/der DekanIn ausführlich widmet. Die Ergebnisse verdeutlichen die Vielfältigkeit und den herausfordernden Charakter der Funktion: So übernehmen DekanInnen sowohl Kommunikations- bzw. Interessensvertretungsfunktionen in Richtung Hochschulleitung bzw. in Richtung anderer Fakultäten als auch Leitungs-, Koordinations- und Aggregationsfunktionen innerhalb ihrer eigenen Fakultät. Mit diesen unterschiedlichen, für die hochschulischen Governance entscheidenden Funktionen sind allerdings einige Herausforderungen verbunden, die sich auf das Führungs- und Managementverhalten der DekanInnen der untersuchten Hochschule auswirken: Zum ersten ist die Rolle geprägt vom politischen Charakter der Position, so-wohl innerhalb der Fakultät als auch bezogen auf die Positionierung innerhalb der Hochschule. Zum zweiten berichten die Befragten von Intra-Rollenkonflikten entstehend aus der „Sandwich-Funktion“ zwischen Hochschulleitung und Studiengangsleitungen und der „Zwitter-Funktion“ als wissenschaftliche bzw. kaufmännische Leitung der Fakultäten. Zum dritten werden Inter-Rollenkonflikte thematisiert, die aus der Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Positionen entstehen (WissenschaftlerIn, StudiengangsleiterIn, DekanIn, etc.). Besonders Punkt eins und zwei wirken sich auf das Führungsverhalten der befragten DekanInnen aus: So beschreiben sie trotz formalrechtlicher Möglichkeiten den Verzicht auf formale Durchgriffsrechte und die hohe Bedeutung von Überzeugungsarbeit und dem Austarieren von unterschiedlichsten Interessenslagen. Die Funktion wird weder von den „Geführten“ (Studiengangsleitungen) noch von den DekanInnen selbst als klassische Vorgesetztenfunktion verstanden. Unter Berücksichtigung dieser Herausforderungen scheint es auch wenig verwunderlich, dass Personen, die bereits einmal bzw. aktuell eine DekanInnen-Position besetzt haben bzw. besetzen, diese eher negativ bewerten und als Motivation zur Übernahme vor allem die Verbundenheit zur Organisation und die Bereitschaft die „Opferaufgabe“ für eine gewisse Zeit zu übernehmen, nennen. Dennoch werden auch die positiven Seiten der Funktion als spannende Herausforderung und Ideen zur Neugestaltung und damit Erleichterung der Position aufgezeigt. Die qualitative Herangehensweise erlaubt fundierte Einblicke in die Wahrnehmung und Gestaltung der DekanInnen-Funktion im Kontrast zur Hochschulleitung als obere Management-und die Studiengangsleitung als untere Management-Ebene. Auch wenn nationale, sektorale und organisationale Besonderheiten zu berücksichtigen sind, liefert die Studie wichtige Erkenntnisse über Dekane als middle-level manager-academics in Hochschulen, deren Bedeutung und Einfluss, die damit verbundenen Herausforderungen und Möglichkeiten zur Gestaltung dieser Funktionen in der unternehmerischen Hochschule.Period | 7 Apr 2016 |
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Event title | 11. Jahrestagung der Gesellschaft für Hochschulforschung |
Event type | Conference |
Location | München, AustriaShow on map |