Schutz- und Gefährdungspotenziale des Aufwachsens in sozialpädagogischen Wohngruppen

Abstract

Ist das Kindeswohl bei einem Verbleib im Herkunftssystem nicht ausreichend gesichert, werden Kinder und Jugendliche fremduntergebracht, häufig in sozialpädagogischen Wohngruppen. Was dem Schutz der Minderjährigen dienen soll, stellt jedoch selbst einen Risikofaktor in ihrer Biografie und Entwicklung dar. Auf Basis der Resilienzforschung, Entwicklungstheorie sowie der Fachliteratur zur Fremdunterbringung widmet sich diese Masterarbeit der Frage nach schützenden und gefährdenden Aspekten des Aufwachsens in Wohngruppen. In Form von qualitativen Expert*inneninterviews wird der Fragestellung vertieft nachgegangen, Erkenntnisse bestätigt, diskutiert oder dazugewonnen. Befragt werden fünf Expert*innen, die beruflich in unterschiedlichen Funktionen mit sozialpädagogischen Wohngruppen zu tun haben. Die Gefährdung und Belastung, die durch die Trennung vom Herkunftssystem für fremduntergebrachte Kinder und Jugendliche vorliegen, werden bestätigt. Die Fremdunterbringung in Wohngruppen erweist sich sozusagen als Notlösung, die jedoch mit den nötigen Ressourcen ausgestattet und einem gelingenden Aufbau von vertrauensvollen Beziehungen zu Betreuungspersonen für viele Individuen eine schützende, heilsame Wirkung entfalten kann. Bindung und Beziehung, unterstützende Bezugspersonen, Ehrlichkeit und Transparenz den Kindern und Familien gegenüber als auch eine intensive Zusammenarbeit mit dem Herkunftssystem und das Verfolgen gemeinsamer Ziele erweisen sich dabei als schützendste Faktoren. Als gefährdendste Umstände werden von den Befragten die Trennung selbst, das Zusammentreffen vulnerabler Klient*innen in Wohngruppen, fehlende finanzielle, strukturelle, personelle Ressourcen und der Mangel des passenden Unterbringungsplatzes genannt. Die vorliegende Arbeit trägt dazu bei, Aufschluss zu geben, wie sozialpädagogische Wohngruppen gestaltet werden können, um den gefährdenden Aspekten der Fremdunterbringung möglichst schützend entgegenzuwirken.

Datum der Bewilligung	Mai 2024
Originalsprache	Deutsch (Österreich)
Betreuer/-in	Christian Stark (Betreuer*in)