Die Konzeption der Nachhaltigkeit wurde bereits im 18. Jahrhundert von Carl von Carlowitz geprägt. In der heutigen Geschäftswelt hat sich der Begriff ESG, welcher ökonomische, ökologische, soziale Aspekte thematisier, als Standard zur Bewertung von Unternehmensaktivitäten in Bereich Nachhaltigkeit etabliert. Angesichts der drängenden Herausforderungen des Klimawandels gewinnen ökologische und soziale Aspekte zunehmend an Bedeutung. Stakeholder fordern von Unternehmen ein, Nachhaltigkeitsaktiviäten Rechenschaft abzulegen. Unternehmen stehen vor der Anforderung, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu intensivieren und transparent zu kommunizieren, was durch Richtlinien von Organisationen wie der Global Reporting Initiative unterstützt wird. Im Kontext des europäischen Green Deals hat die Europäische Union Initiativen ergriffen, um die Wirtschaft zu nachhaltigeren Investitionen zu bewegen, was in die Entwicklung der EU-TaxonomieVerordnung mündete. Diese Verordnung definiert Kriterien für nachhaltiges Wirtschaften und legt sechs Umweltziele fest, denen wirtschaftliche Tätigkeiten zugeordnet werden können. Die Leistung dieser Aktivitäten wird mittels Key Performance Indicators gemessen. Von großen kapitalmarktorientierten Unternehmen wird die Offenlegung von taxonomiekonformen Kennzahlen verlangt. Die Bauindustrie ist durch ihren hohen Ressourcen- und Personalbedarf sowie bedeutenden Energieverbrauch und CO2-Ausstoß gekennzeichnet und steht besonders im Fokus des Green Deals. Es wird erwartet, dass sie nachhaltige Bauprozesse fördert, den Ressourceneinsatz reduziert und nachhaltige Investitionen tätigt. Für die Bewertung solcher Maßnahmen sind adäquate Kennzahlen notwendig. Das Ziel dieser Arbeit ist die Chancen und Risiken der Implementierung von taxonomiekonformen Nachhaltigkeitskennzahlen im ESG-Kontext für die Bauindustrie darzulegen. Weiterhin wird die Rolle des Controllings bei der Steuerung und Überwachung von Nachhaltigkeitsaktivitäten erörtert. Als theoretischer Bezugsrahmen dient die Stakeholder-Theorie zur Bewertung von Nachhaltigkeitsberichten aus der Bauwirtschaft. Eine fundierte Literaturrecherche, welche den Implementierungsprozess von Nachhaltigkeitskennzahlen für Bauwirtschaft dient als Basis für die empirische Analyse von Nachhaltigkeitsberichte österreichischer Bauunternehmen. Es wurden die Nachhaltigkeitsberichte der vier führenden österreichischen Bauunternehmen Strabag SE, PORR AG, Wienerberger AG und Swietelsky AG analysiert, insbesondere im Hinblick auf das Drei-Säulen-Modell, den Triple-Bottom-Line-Ansatz sowie die Stakeholder-Theorie und Stakeholder-Engagement Abschließend wurden in der Diskussion Kernaussagen über die Bauwirtschaft getroffen. Die Analyse führt zum Ergebnis, dass die Erfüllung der Bedürfnisse von Stakeholdern in Bezug auf nachhaltiges Wirtschaften und Berücksichtigung von sozialen und ökologischen Mindeststandards in den Vordergrund tritt und in den Wesentlichkeitsanalysen der untersuchten Unternehmen berücksichtigt werden. Die Berechnung der taxonomiekonformen Kennzahlen gestaltet sich aufgrund fehlender Transparenz der Daten von Lieferanten und Auftrageber im Moment als herausfordernd. Zur Erfassung von Nachhaltigkeitsdaten wird der Einsatz spezieller Softwaretools empfohlen, da beliebte Tools wie Microsoft Excel nicht ausreichen werden. Controller:innen nehmen derzeit die Rolle als Datenerfasser und -analyst ein und sind für die Konsolidierung der Nachhaltigkeitsdaten verantwortlich.
Datum der Bewilligung | 2024 |
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Originalsprache | Deutsch (Österreich) |
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Betreuer/-in | Melanie Lubinger (Betreuer*in) |
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Nachhaltigkeitsberichtserstattung und -kennzahlen in der Bauindustrie: Chancen und Risiken nach ESG und EU-Taxonomie
Pranzl, A. (Autor). 2024
Studienabschlussarbeit: Bachelorarbeit