Aluminium hat sich in der Industrie als unverzichtbarer Werkstoff etabliert und ist aufgrund seiner Vielseitigkeit und seinen Eigenschaften nicht mehr wegzudenken. Speziell das geringere Gewicht im Vergleich zu Stahl ist einer der Gründe, warum Aluminium in der Automobilindustrie nicht mehr wegzudenken ist. Die Supply Chain von Aluminium ist äußerst komplex und erstreckt sich aufgrund seiner Spezifika über den gesamten Globus. Während das Ausgangsmaterial Bauxit in bestimmten Regionen um den Äquator vorkommt, erfolgt die energieintensive Weiterverarbeitung zu Aluminium in Ländern mit hoher Energieverfügbarkeit und niedrigen Energiekosten. Dadurch entwickelte sich Russland zu einem attraktiven Produktionsstandort für Primäraluminium und war stets ein wichtiger Handelspartner der EU. Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar 2022 ist diese Handelsbeziehung zerrüttet und die EU reagierte mit mehreren Sanktionspaketen auf den russischen Angriffskrieg. Geopolitische Ereignisse wie dieser Konflikt nehmen stets Einfluss auf die Supply Chain. Aus diesem Grund untersucht diese wissenschaftliche Arbeit welchen Einfluss der Russland-Ukraine-Konflikt auf die Warenströme von russischem Aluminium in die EU bzw. auf die Beschaffungsstrategie europäischer Unternehmen generell hat. Um die Komplexität der Supply Chain von Aluminium zu verstehen, wurde eine fundierte Literaturrecherche zur dieser durchgeführt. Dabei wurde näher eingegangen auf den Produktionsprozess und Energieverbrauch von Aluminium, Recycling, Listung an der Börse, wichtigste Märkte sowie Regularien und Gesetze. In weiterer Folge wurden Eurostat-Daten analysiert und visualisiert, um die Entwicklung der Warenströme und Trends seit Ausbruch des Konflikts identifizieren zu können. Um die Forschungsfragen vollständig beantworten zu können, wurden neben den quantitativen Datenauswertungen zusätzlich im empirischen Teil der Forschung Expert:innen-Interviews durchgeführt. Dabei wurden folgende Ergebnisse generiert: Allgemein lässt sich festhalten, dass der Russland-Ukraine-Konflikt zu einer Änderung der Beschaffungsstrategie europäischer Unternehmen geführt hat. Dabei wurde Aluminium-Volumen aus Russland abgezogen und neue Lieferanten akquiriert oder Volumen bei bestehenden Lieferanten erhöht – vorrangig im arabischen und asiatischen Raum. Da erst wenige Aluminiumwaren durch die EU sanktioniert wurden, handelt es sich um eine sogenannte Selbstsanktionierung der Unternehmen und somit ein freiwilliges Abziehen des Volumens aus Russland. Gründe dafür sind Geschäftsbeziehungen in die USA, Druck aus dem Markt, Druck der eigenen Belegschaft, Sperre von Zahlungsflüssen von und nach Russland durch Banken und Solidarität mit der Ukraine. Entscheidungsfaktoren für die Wahl der Beschaffungsregion sind dabei Nachhaltigkeit, Preis und Verfügbarkeit, wobei Nachhaltigkeit im Fokus steht. Im arabischen Raum besteht hier großes Potenzial durch Solarenergie und Investitionen in den Ausbau des Atomprogramms.
Datum der Bewilligung | 2024 |
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Originalsprache | Deutsch (Österreich) |
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Betreuer/-in | Mátyás Gritsch (Betreuer*in) |
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Auswirkungen des Russland-Ukraine-Konflikts auf die Beschaffungsstrategie europäischer Unternehmen am Beispiel Aluminium
Ruttinger, T. (Autor). 2024
Studienabschlussarbeit: Masterarbeit