Angekommen und Angenommen?

: Eine intersektionale Mehrebenenanalyse der Erfahrungen unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter bei ihrer Ankunft in Österreich

Abstract

Besonders im letzten Jahrzehnt sind vermehrt unbegleitete minderjährige Geflüchtete (UMG) im Zuge von Fluchtbewegungen nach Europa und Österreich gekommen. In der öffentlichen Wahrnehmung wurden diese meist männlichen Jugendlichen teils als Bedrohung, teils als Schutzbedürftige stilisiert. Diese empirische Arbeit legt den Fokus darauf, welche Erfahrungen junge Schutzsuchende in ihrer Anfangszeit in Österreich machen. Die zentrale Prämisse ist dabei, dass westliche Gesellschaften strukturell rassistisch aufgebaut sind, wodurch bestimmte Gruppen auf vielen Ebenen benachteiligt werden. Es sollen jedoch nicht nur die Erfahrungen der Jugendlichen mit antimuslimischem Rassismus hervorgehoben werden, sondern vor allem soll aufgezeigt werden, welche Mechanismen sie entwickelt haben, um mit diskriminierenden Strukturen umzugehen. Diese Arbeit zeigt, in welchen Bereichen UMG sich anpassen und wo sie Widerstand leisten. Dies wird im Zuge einer qualitativen Analyse unter Verwendung der intersektionalen Mehrebenenanalyse verdeutlicht. Diese Methode erlaubt es, diskriminierende Benachteiligungen in kapitalistisch organisierten Gesellschaften und deren Auswirkungen auf Individuen zu beleuchten. Die befragten UMG berichteten von intransparenten behördlichen Strukturen, langen Wartezeiten, die sich teils negativ auf ihre psychische Gesundheit auswirkten, vom Unwohlsein in Großquartieren und von der Wichtigkeit eines sozialen Auffangnetzes. Die Jugendlichen bedienten sich verschiedener Bewältigungsstrategien, wie dem Zeigen einer hohen Arbeitsmoral, positiven Denkstrukturen, Hartnäckigkeit im Ausdruck von Bedürfnissen und dem Streben nach Selbstwirksamkeit. Diese Arbeit strebt danach, einen Einblick in die Erlebnisse junger Geflüchteter zu geben und unterstreicht die Relevanz transparenterer und gerechterer Asyl- und Aufnahmesysteme.

Datum der Bewilligung	Sep. 2024
Originalsprache	Deutsch (Österreich)
Betreuer/-in	Martina Tißberger (Betreuer*in)