Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS) veröffentlicht seit 1988 international anerkannte Standards mit Anforderungen an Finanzinstitute. Diese umfassten von Beginn an Mindestquoten zur Kapitaldeckung der Banken. Nach der globalen Finanzkrise wurden diese im Zuge der Entwicklung des Basel III Rahmenwerks erweitert und um Anforderungen zur Sicherstellung von ausreichend Liquidität in den Finanzinstituten ergänzt. Die strenger gewordenen Regelungen verpflichten die Banken zur Haltung von mehr Kapital. Dies führt zu Änderungen in der Refinanzierungsstruktur und einer potenziellen Erhöhung der Kapitalkosten. Darüber hinaus verursachen die notwendigen Berechnungen sowie die umfassende Berichterstattung intern hohe Sach- und Personalaufwände. Aus diesen Gründen stellt sich die Frage, wie sich die Verschärfungen der Anforderungen auf die Performance und Rentabilität von Banken auswirken. Zur Beantwortung dieser Frage wird im Theorieteil der Arbeit eingangs die Entwicklung der Basel Regularien von Basel I bis IV dargestellt. Der Fokus liegt dabei auf den Kapital- und Liquiditätsanforderungen. In weiterer Folge werden verschiedene Kennzahlen zur Analyse von Unternehmen, mit dem Fokus auf Banken, vorgestellt. Im Zuge einer Erhebung des aktuellen Forschungsstands werden Studien aus diversen Regionen auf die Anwendung von Bankenkennzahlen untersucht. Den empirischen Teil der Arbeit bildet die Analyse von acht systemrelevanten europäischen Banken hinsichtlich ihrer Kapital- und Liquiditätsausstattung und der Entwicklung der Performance. Die Institute wurden auf Basis der Daten aus dem EBA-Dashboard per 2022 ausgewählt und über den Zeitraum von 2016 bis 2022 auf Grundlage der Säule 3 Berichte und der Geschäftsberichte analysiert. Zur Darstellung der Kapitalausstattung wurden die Kernkapitalquote, die Gesamtkapitalquote und die Leverage Ratio herangezogen. Zur Feststellung der Erfüllung der Liquiditätsanforderungen wurden die Liquidity Coverage Ratio und die Net Stable Funding Ratio untersucht. Für die Analyse der Entwicklung der Performance wurden eigene Kennzahlen definiert. Diese sind die Bilanzsumme, als Maß für die Größe der Bank, die Risikostruktur der Bilanz, die Kernkapitalquote der Bilanz, die Gesamtertragsrentabilität, der Return on Regulatory Equity, die Bruttozinsspanne, der Diversifikationsgrad und das Cost-Income Ratio. Zusätzlich zur Untersuchung der jeweiligen Kennziffern wurden Korrelationen zwischen den Kennzahlen zur Rentabilität (Gesamtertragsrentabilität, Return on Regulatory Equity und CostIncome Ratio) und jenen zur Kapital- und Liquiditätsausstattung errechnet. Die Ergebnisse der Arbeit zeigen auf, dass die Kennzahlen der Kapital- und Liquiditätsausstattung beim Großteil der ausgewählten Banken negativ mit jenen zur Messung der Rentabilität korrelieren. Daraus resultiert die Schlussfolgerung, dass ein negativer linearer Zusammenhang zwischen der Änderung von regulatorischen Kennzahlen und Performancekennzahlen besteht. Dieses Fazit gilt es jedoch zu hinterfragen, da bei der Betrachtung des Gesamtzeitraums die Mehrheit der ausgewählten Institute in der Lage war, ihre regulatorischen Kennzahlen und die Performancekennziffern zu steigern und damit zu verbessern. Die negative Korrelation resultiert daher möglicherweise aus zwischenzeitlichen Schwankungen und gegensätzlichen Entwicklungen der Kennziffern. Darüber hinaus konnte die Mehrheit der Banken ihre Bilanzsumme steigern und ihre Risikostruktur mindern. Die Erhöhungen des Leitzinses durch die EZB im Jahr 2022 bewirkten zudem starke Anstiege in den Bruttozinsspannen der betrachteten Institute.
Datum der Bewilligung | 2024 |
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Originalsprache | Deutsch (Österreich) |
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Betreuer/-in | Heimo Losbichler (Betreuer*in) |
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Analyse der Bankenperformance ausgewählter Institute auf Basis eines "Basel IV-orientierten" Performance-Measurement-System
Neuhauser, R. (Autor). 2024
Studienabschlussarbeit: Masterarbeit