Der Einsatz moderner Technologien ist im Profifußball längst etabliert und umfasst Systeme wie Videokameras, Wearables (z.B. GPS-Tracker), Augmented- und Virtual-Reality-Anwendungen sowie KI-gestützte Softwaresysteme. Diese Technologien dienen in erster Linie dazu, die Leistung der Spieler zu steigern und Vorteile für Vereine sowie weitere Stakeholder wie Trainer, Fans, Wettbüros und Data-Tracking-Unternehmen zu generieren. Dabei wird die Perspektive der Spieler jedoch häufig vernachlässigt, insbesondere in Bezug auf Datenschutz und Datenethik. Diese Problematik wird treffend durch den Begriff des „gläsernen Spielers“ beschrieben. Aus diesem Grund untersucht diese Arbeit, wie technologiestützte Datenerfassung und -analyse Athleten in Bezug auf Stress, Leistung und Motivation beeinflussen. Auf Basis einer umfassenden Literaturrecherche, die 57 relevante Studien identifizierte, wurde eine qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring durchgeführt. Mithilfe von acht Suchbegriffpaaren erfolgte anschließend die Analyse von 19 Fußball-Plattformen. Dabei konnten 176 relevante Artikel und insgesamt 343 Kodierungen in acht verschiedenen Kategorien identifiziert werden, welche die unmittelbare Spielerperspektive beschreiben. Die Ergebnisse der empirischen Forschung zeigen, dass der Einsatz von Technologien in rund 92% der untersuchten Fälle die Leistung der Spieler positiv beeinflusst. Gleichzeitig berichten jedoch 47% der Kodierungen zu Emotionen, dass Spieler negative Gefühle wie Wut und Frustration in Zusammenhang mit dem Technologieeinsatz empfinden. Die Analyse der Kategorie „Motivation“ ergab, dass 75% der Kodierungen (53 von 71) auf eine geringe Selbstbestimmung der Spieler hinweisen. Freiwillige Nutzung hingegen stärkt die intrinsische Motivation, die vor allem durch Aspekte wie den Wunsch nach Selbstverbesserung und Neugier gefördert wird. Bezüglich der Kategorie „Stress“ konnten aufgrund der geringen Anzahl an Kodierungen keine aussagekräftigen Ergebnisse erzielt werden, jedoch deuten erste Hinweise auf Stressoren wie Überwachung, Kontrolle und Leistungsdruck hin. Eine anonyme Spielerumfrage könnte diesbezüglich wertvolle Einblicke liefern. Hinsichtlich der Kategorie „Datenschutz“ wurden acht Fälle von Datenschutzverletzungen festgestellt, darunter auch drei Kodierungen für eine unbefugte Veröffentlichung von Vertragsdaten (Gehaltsangaben) der Spieler. Aus datenschutzrechtlicher Sicht gelten Spielerdaten in der EU als personenbezogene Daten, für deren Verarbeitung, insbesondere von biometrischen- und Gesundheitsdaten, strenge Regelungen bestehen. Aus den insgesamt 67 Kodierungen für „Datenethik“ wurden sechs zentrale Leitlinien abgeleitet, darunter der Schutz der Privatsphäre und Rechte der Athleten, Datenminimierung, Schutz vor Diskriminierung, Verantwortung und Haftung, Zugriffskontrolle sowie Transparenz. Diese Leitlinien stimmen mit den 2022 von der Spielergewerkschaft „FIFPRO“ formulierten ethischen Grundsätzen zur Verarbeitung von Spielerdaten überein. Die Ergebnisse dieser Masterarbeit verdeutlichen, dass technologischer Fortschritt im Profifußball Potenziale zur Leistungssteigerung bietet, jedoch unbedingt die etischen Herausforderungen und der Schutz der Athletenrechte stärker beachtet werden müssen.
Datum der Bewilligung | 2024 |
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Originalsprache | Deutsch (Österreich) |
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Betreuer/-in | René Riedl (Betreuer*in) |
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Überwachungstechnologien im Profifußball: Eine qualitative Analyse der Auswirkungen auf die Athleten
Fritz, S. L. (Autor). 2024
Studienabschlussarbeit: Masterarbeit