Der HEAD CD Frame: ein ganzheitlicher Zugang zu einem inklusiven Curriculum Design auf Basis des HEAD Wheels

Frank Linde, Martina Gaisch

Publikation: Beitrag in FachzeitschriftArtikelBegutachtung

Abstract

In der globalen Wissensgesellschaft scheint die Wettbewerbsfähigkeit einer Nation immer stärker vom
Bildungsgrad und der Innovationsfähigkeit ihrer
Bürger*innen abzuhängen. Dies gilt umso mehr, je ressourcenärmer Gesellschaften sind. Der steigende Bedarf
an neuem Wissen im internationalen Standortwettbewerb führt zu einer Expansion des Hochschulzugangs
und die breite Teilhabe an post-sekundärer (Aus-) Bildung stellt zunehmend eine gesellschaftliche Notwendigkeit dar. Diese Herausforderungen führen auch zu
neuen hochschulischen Systemen der Anerkennung,
Zertifizierung und Evaluierung und schaffen neue Realitäten für die Hochschule, wo entgrenztes Studieren,
individuelle Bildungspfade und nachfrageorientierte
und flexible Qualifizierungsangebote für eine immer
heterogenere Studierendenschaft vermehrt in den Blick
genommen werden. Differenzierte Studienformate, die
vermehrt nichttraditionelle Studierende adressieren,
die Einführung von modularisierten Studiengängen,
neue Kompetenzportfolios im Einklang mit den Anforderungen des Arbeitsmarktes und ein erhöhter Bedarf
an effektiver Begleitung durch das Studium lassen den
Ruf nach inklusiveren Hochschulsystemen immer lauter
werden.
Obwohl Diversität in jüngster Zeit schon eine spürbare Rolle in der Lehre einnimmt, zeigt sich, dass auf der
Ebene der Studiengänge das Thema bislang wenig Aufmerksamkeit gefunden hat. Studien belegen, dass die
Drop-Out-Raten von nichttraditionellen Studierenden
wesentlich höher sind als jene von Regelstudierenden
(Holmegaard et al. 2014). Es ist daher davon auszugehen,
dass ein geschärfter Blick auf das Student Lifecycle- Management nützlich ist, um adäquate Support-Strukturen
zu konzipieren und „Inclusion und Diversity Management (IDM)“ nicht nur auf der Makroebene der Hochschulleitung und der Mikroebene der Lehrver anstaltung, sondern auch auf der Mesoebene der Curricula zu
realisieren (Auferkorte-Michaelis/Linde 2018). Genau
hier lassen sich Studiengangsleitungen als “enablers for
change processes“ (Ehrenstorfer et al. 2015, Vilkinas /
Cartan 2015) identifizieren; sind sie es doch, die an der
Entwicklung und dem Management von Studiengängen
zentral beteiligt und für gelingende Studierbarkeit verantwortlich sind. Meist sind die Verantwortlichen eines
Studiengangs selbst in der Lehre verankert und haben
zudem maßgeblichen Einfluss auf andere Lehrende und
das Verwaltungspersonal in ihren Studiengängen (Preymann et al. 2019). Vor dem Hintergrund einer gewissen
Diversitätsblindheit (Gaisch 2014, Holmegaard et al.
2014) scheint es daher umso wichtiger, Studiengangsleiter*innen Werkzeuge an die Hand zu geben, die es ihnen
ermöglichen, Handlungsfelder für IDM als Mehrwert
zu erkennen und dadurch die Studienarchitektur inklusiver zu gestalten, um Studierende in der Breite besser
zum Erfolg zu führen.
Das im Folgenden vorgestellte Instrument mit dem
Akronym HEAD CD Frame steht für „Higher Education Awareness for Diversity Curriculum Design“ und
stützt sich auf zwei Komponenten: Das HEAD Wheel
als konzeptionelle Basis für eine Vielfalt an möglichen
Perspektiven auf Diversität in Hochschulen und den
es umgebenden Rahmen (Frame), der die curricularen
Handlungsfelder für die Gestaltung inklusiver Studiengänge in einem dynamisch-komplexen hochschulischen Gefüge aufzeigt. Als eine Antwort auf die bis dato
fehlende wissenschaftliche Fundierung (Amundsen/
Wilson, 2012, S 91) soll dieser Rahmen als heuristisches
Instrument zur Gestaltung eines nachhaltigen und inklusiven Student Lifecycle-Managements dienen.
OriginalspracheDeutsch (Österreich)
Aufsatznummer01/2020
Seiten (von - bis)1-14
Seitenumfang14
FachzeitschriftDiversität Konkret
DOIs
PublikationsstatusVeröffentlicht - Jän. 2020

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