Subjektivierung dekolonisieren. Eine Cultural Studies und Critical Whiteness - Perspektive auf das Subjekt

Aktivität: Gespräch oder VortragVortrag

Beschreibung

Theorien zur Subjektgenese, die in den Sozial- und Geisteswissenschaften entwickelt, erforscht und gelehrt werden, gründen allesamt auf einer kolonialen Episteme. Das Denken über das Subjekt ist zutiefst im Menschenbild der Aufklärung und ihrem Zeitgeist des Kolonialismus, Imperialismus und der transatlantischen Sklaverei verwurzelt. Während die Gender Studies, Kulturwissenschaften oder Philosophie beispielsweise inzwischen durch postkoloniale Kritik angestoßen ihre Epistemologien infrage stellen, hält die Psychologie unbeirrt an ihren euro- und androzentrischen Idealen fest. Für die angewandten Sozialwissenschaften ist die Psychologie eine der wichtigsten Bezugswissenschaften und so gelangen ihre Konzepte von Identität, Persönlichkeit, Selbst, Entwicklung, Moral oder Wertvorstellungen in die Lehrbücher der Sozialen Arbeit, der Sozialpädagogik, der Pflegewissenschaften etc., aber auch in die Bildungswissenschaften. In diesem Vortrag werden diese psychologischen Subjektvorstellungen einer dekolonialen und poststrukturalistischen Analyse unterzogen und Alternativen entwickelt, die es erlauben, das Subjekt zu denken, ohne Normierungen zu reproduzieren, welche vom männlichen*, weißen*, heterosexuellen, christlich-säkularisierten, ableistischen Ideal ausgehen. Diese Analyse kann nicht mit dem gängigen Instrumentarium der Psychologie vorgenommen werden – you can not dismantle the master‘s house with the master‘s tools. Vielmehr werden die Methoden der Epistemologiekritik von Cultural Studies und Critical Whiteness Studies genutzt, um diese Analyse vorzunehmen. Es geht allerdings nicht darum, besagte psychologische Theoreme gänzlich zu verwerfen, sondern ihre reaktionären Elemente gegen solche auszutauschen, die einer subjektwissenschaftlichen Perspektive gerecht werden. Eine solche Perspektive versteht die Situiertheit von Subjekten: die Intersektionalität von personaler-, sozialstrukturell-institutioneller und symbolisch-repräsentativer Ebene sowie die Interdependenzen gesellschaftlicher Strukturkategorien wie Gender, Rassismus, Heteronormativität und Klasse.
Zeitraum9 Apr. 2022
Gehalten amUniversität zu Köln, Deutschland

Schlagwörter

  • Critical Whiteness
  • Dekolonialität