Inklusive Soziale Arbeit in digitalen Sozialräumen – AEye als menschliche Intelligenz im künstlichen Raum

Aktivität: Gespräch oder VortragVortrag

Beschreibung

„Die Wissensgesellschaft ist zugleich eine Nichtwissensgesellschaft“ (Baecker:2018, S.195)
In Analogie zu dieser Feststellung könnten wir sagen, eine Exklusionsgesellschaft ist zugleich eine Inklusionsgesellschaft. Diejenigen, die sich selbst einzäunen, sind solche, die Inklusion und Exklusion erst schaffen. Die Idee der Nationalstaaten, die durch die zunehmende Globalisierung gerade eine scheinbare Renaissance erlebt, aber dennoch durch globale Krisen und Notwendigkeiten unterminiert wird, ist eine weitere Analogie zu dieser binären Sichtweise. Abstrakt und ohne Moralisierung betrachtet, sind Exklusion und Inklusion die simple Folge von Gruppenbildung. Weiterführend kann man nun ableiten, dass, wenn Gruppenbildungen auf vielen verschiedenen Ebenen gleichzeitig passieren, voraussichtlich jede:r irgendwo inkludiert und exkludiert ist. Dann stellt sich die Frage, in welchen Gruppen und in welchem Ausmaß Inklusion Exklusion vorzuziehen ist.
Es gibt wichtigere, existenziellere Einschlüsse (zB Staatszugehörigkeit) und solche, die für Einzelne eher eine Frage des Lebensstils und nicht des Überlebens darstellen – doch hier ist es nicht einfach, ein allgemeingültiges Beispiel zu finden, denn meine Lebensstilentscheidung könnte für eine andere Person existenziell sein. Aus unserer Sicht ist der Debatte um Inklusion und Exklusion eine andere vorgelagert. Die Basis jeglicher Inklusion bildet nämlich die Möglichkeit der Teilnahme am Diskurs, die Möglichkeit der zweiseitigen Verhandlung individueller Sinnvorstellungen. In diesem Sinne knüpft der von uns entwickelte Prozess „AEye“ für die aufsuchende Soziale Arbeit im digitalen Raum genau dort an, wo Menschen zwar mittels digitaler Kommunikationsmedien inkludiert, aber nicht beteiligt sind. Am Beispiel des Forschungsprojektes „Artificial Eye“ (gefördert von der FFG) soll dargestellt werden, dass die Unterscheidung von Inklusion und Exklusion zu binär ist, um im Sozialen hilfreich zu sein, insbesondere, wenn Inklusion zur moralisch richtigen und Exklusion zur moralisch falschen Größe gerät.
Das Internet ist ein technologischer Ausdruck, eine treffende Metapher, ein Spiegel der sich globalisierenden Gesellschaft, aber aufgrund seiner digitalen Natur von Auslassungen gekennzeichnet. Die Effizienz, die menschliche Technologien bisher prägt, ist zugleich der Ausschluss der Redundanzen, die charakteristisch sind für menschliches Leben. Das Soziale als stellvertretende Entität für dieses menschliche Sein und Sinnstreben ist daher gefordert, Redundanzen dort zu erzeugen und entstehen zu lassen, wo sie eigentlich bestmöglich exkludiert werden sollen. Da digitale Medien nicht nur Kommunikation, sondern in ihrer effizienteren Form eben nur einseitig Informationen zur Verfügung stellen, hat sich der Begriff der „Informationsgesellschaft“ (Han: 2021) etabliert, sowohl im positiven, wie auch im kritischen, gesellschaftsanalytischen Bereich.
Inkludiert werden soll das Wissen, das Nichtwissen wollen wir mit dem Mittelalter endlich hinter uns lassen. Doch so recht will das nicht klappen, magische Weltbilder und „Fakes“ scheinen attraktiv für viele. Versuchen wir es doch mit Austausch, mit dem Ermöglichen von Diskurs, der nicht zum Ausschluss führt, egal, welche Verrücktheiten auch gesagt werden wollen. Der im Forschungsprojekt entwickelte Prozess AEye ist so eine mögliche intelligente Methode für den künstlichen Raum, die zu demokratischer Teilhabe anregt und die Mitbestimmung und Ausverhandlung der Bedürfnisse von Individuen und Gruppen schützt.
„…Unentscheidbarkeit ist gesellschaftlich von größter Bedeutung. Sie schafft Spielräume, die man angesichts instrumenteller Eindeutigkeit nicht hätte.“ (Baecker:2018, S.87)
Zeitraum21 Sep. 202322 Sep. 2023
EreignistitelSoziale Arbeit zwischen Inklusion und Exklusion. Tagung der österreichischen Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen, Sektion Sozialpädagogik
VeranstaltungstypKonferenz
OrtKlagenfurt, ÖsterreichAuf Karte anzeigen
BekanntheitsgradInternational

Schlagwörter

  • Digitale Sozialarbeit
  • Inklusion
  • Methoden
  • Demokratisches Miteinander
  • Digitale Kommunikation